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BabyShiatsu im Krankenhaus

Ein Interview mit Tanja Becker und Susi Moser

~ 10 Minuten

Karin: Vielen Dank, dass Ihr Euch heute die Zeit für dieses Gespräch nehmt. Zunächst möchte ich euch, Tanja Becker und Susi Moser, vorstellen:

Tanja - du bist Physiotherapeutin und seit 1992 im Westpfalzklinikum tätig. Du hast ja zahlreiche Fortbildungen gemacht. Die Liste ist lang. Da wären neuromotorische Kontrolle nach Bronto, Vojta, Zukunft Huber, manuelle Lymphdrainage, Cranio, manuelle osteopathische Therapie für Kinder, Dorn-Preuß, Fütterstörungen und zuletzt auch noch bei uns Shonishin, und BabyShiatsu. Auch du, Susi, arbeitest seit 1995 in derselben Klinik wie Tanja als Physiotherapeutin. Deine Fortbildungsliste ist nicht minder umfangreich mit Fortbildungen in Vojta, manuelle osteopathische Therapie für Kinder, Dorn- Preuß, BabyShiatsu, Shonishin, Cranio, neuromotorische Kontrolle nach Bronto. Und du bist auch Hippotherapeutin.

Bei euch beiden kommt ganz schön was an Fortbildungen zusammen. Könnt ihr etwas zu der Klinik sagen, in der ihr arbeitet?

Tanja: Das ist das Westpfalzklinikum in Kaiserslautern. Das ist eine Kinderklinik, Perinatal-Zentrum Level 1, akademisches Lehrkrankenhaus, Intensiv- Betreuung und eine gesamte Kinderklinik. Wir haben von Babys, Krabbel-Kinder bis hin zu 18-Jährigen alles.

Karin: Wurdet ihr von der Klinik in der Fortbildung unterstützt?

Tanja: Ja, die Klinik befürwortet und unterstützt, dass sich die Mitarbeiter regelmäßig fortbilden.

Karin: Warum habt ihr euch bei euren vielen Fortbildungen, die ihr schon habt, entschlossen zusätzlich die BabyShiatsu- Ausbildung zu machen?

Susi: Um noch eine andere Richtung zu haben. Die Vojta-Therapie ist ja sehr strikt. Ich bin zwar überzeugte Vojta-Therapeutin, muss aber jetzt dazu sagen, dass ich seit Monaten nur noch BabyShiatsu und Shonishin mache.

Die Babys sind oft im Inkubator oder auch auf dem Wickeltisch. Je nachdem ob sie nackt sind, dann mache ich oft Shonishin, wenn sie angezogen sind, dann mach ich BabyShiatsu. Ich muss zugeben, ich habe schon lang kein Vojta mehr gemacht. In der Intensivstation war Vojta nicht mehr erwünscht, da die Meinung aufkam, dass es zu anstrengend sei. Das wurde über uns hinweg bestimmt, dann haben wir uns überlegt, wir brauchen jetzt einfach noch einen anderen Ansatz. Da haben wir von BabyShiatsu und Shonishin gelesen und haben uns gedacht: Warum nicht, wir sind offen für alles. Unser Ziel war einen ganz anderen, neuen innovativen Ansatz zu haben.

Karin: Was begeistert euch an BabyShiatsu?

Tanja: Was ich ganz toll finde ist, dass die Babys und auch die größeren Kinder sich dadurch wunderbar regulieren können. Ich habe das Gefühl, dass sie mit BabyShiatsu keinen Stress haben, was bei andere Methoden manchmal aufkommt.

Susi: Sie dürfen runterkommen, sie können entspannen und zur Ruhe kommen, sie haben sowieso schon so viele Herausforderungen während ihres Klinikaufenthaltes. Da ist eine Methode, die ihnen dazu verhilft, eine gute Unterstützung.

Tanja: Ja, die Mama ist oft nicht da - sie kann ja nicht 24/7 da sein. Da kann die besondere Berührungstechnik von BabyShiatsu viel Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Und du kannst BabyShiatsu auch wunderbar nach dem Essen einsetzen, das ist bei anderen Methoden selten möglich, wegen der Gefahr des Spuckens.

Susi: Es ist einfach in der Anwendung, sie müssen nicht ausgezogen werden und es ist einfach gut und schnell umsetzbar.

Das Interview wurde per Zoom geführt

Karin: Wie setzt ihr BabyShiatsu ein? Und warum?

Susi: Vojta nutze ich bei wirklich nur auffälligen Kindern. Bei uns sind allerdings viele Babys, weil das Gewicht noch zu niedrig ist, oder sie können die Temperatur noch nicht halten. Dann ist BabyShiatsu eine tolle Sache, weil wir die Babys anregen sich selbst zu regulieren und das funktioniert einfach toll.

Karin: Ich denke, genau das ist eine der großen Stärken von BabyShiatsu, dass wir die Reifung vom vegetativen Nervensystem und die Selbstregulation anregen. Mit BabyShiatsu können wir auf eine sanfte und achtsame Art unterstützen.

Tanja: Was ich besonders gut finde, wenn wir an den Inkubator denken und die Frühgeborenen, die sind zum Teil in der 28. Woche oder sogar noch früher geboren. Die Welt von diesen kleinen Menschlein ist doch komplett aus den Fugen geraten. Ich finde gerade da kannst du mit BabyShiatsu so richtig viel schon unterstützen und für die Eltern ist es auch so schön, weil die haben ja oft Berührungsängste und dann sehen die auch, wie wir mit kleinen Berührungen ihrem Kind helfen können. Und sie selber trauen sich dann auch viel eher zu ein paar dieser Techniken anzuwenden.

Karin: Ich habe mit einer Kollegin gesprochen, die in den frühen Hilfen mit BabyShiatsu arbeitet. Und sie hat erzählt, dass durch unsere einfachen strukturierten Behandlungsabläufe Eltern sich viel mehr trauen ihr Baby selbst zu berühren.

Susi: Ja, man muss es einfach nur machen.

Tanja: Und weil es überhaupt nicht kompliziert ist. Und Eltern verstehen es auch so gut, wenn man ihnen erklärt, es ist jetzt wichtig für ein Kind zum Beispiel dass es die Mitte findet, wie das aussieht und das kann man durch BabyShiatsu schön erklären und dann wollen die Eltern das auch selbst machen.

Tanja: Und wegen der Wirkung - ich finde auch die Babys werden viel schneller ruhig und sie reagieren auch sehr gut mit der Atmung.

Karin: Wie wird es von KollegInnen und ÄrztInnen und Ärzten angenommen?

Susi: Unsere Kollegin hat andere Methoden mit denen sie arbeitet, somit können wir ein breites Spektrum anbieten. Die Ärzte fragen manchmal nach „was machst du da?“, dann erkläre ich es kurz und es wird positiv zur Kenntnis genommen.

Tanja: Bei der Anleitung von Schwestern-Schülerinnen fragen die begleitenden Anleiterinnen oft „was machst du da Schönes?“ Dann habe ich gesagt, das ist BabyShiatsu und dann gleich noch den fernöstlichen Touch mit reingebracht, da waren sie sehr interessiert, vor allem weil es etwas Außergewöhnliches ist.

Karin: Stößt Ihr auch mal auf Ablehnung?

Susi und Tanja: Wir stoßen nie auf Ablehnung weder von Ärzten noch von Eltern.

Susi: Einmal habe ich zu Eltern gesagt, ich mache jetzt eine Meridianbehandlung. Da waren sie skeptisch. Ich habe ihnen gesagt, es tut dem Baby gut und es kann sich dann entspannen. Ich mache das jetzt mal, danach war das Kind wirklich entspannt und ruhig. Daraufhin haben mich die Eltern am nächsten Tag gleich wieder gebeten, dass ich das nochmals mache.

Karin: Warum würdest du anderen Physiotherapeuten die Ausbildung empfehlen?

Tanja: Es ist eine super tolle Ergänzung zu unseren herkömmlichen Behandlungsmethoden. Vor allen Dingen, weil man da die Eltern mit ins Boot holen kann. Oft ist es so, wenn du ganz schwer gehandicapte Kinder hast, diese mit Hirnblutungen auf die Welt kommen oder anderen Behinderungen, dann sind die oft therapiemüde. Dann ist es wichtig, erstmal den Druck wieder raus zu nehmen, von beiden Seiten. Ich als Therapeutin genieße es dermaßen BabyShiatsu zu machen, denn es holt mich auch selbst runter, gerade wenn du angespannt bist, es ist also eine wunderbare Möglichkeit für beide. In der Klinik braucht man gutes Zeitmanagement. Oft wird man während der Behandlung zum nächsten Einsatz gerufen. Somit ist es wichtig auch selbst in seiner Mitte zu bleiben.

Susi: Die Kinder sind ja oft mit unangenehmen Situationen konfrontiert. Durch den achtsamen Druck im BabyShiatsu lernen sie, dass Druck als Berührungsform auch etwas Angenehmes sein kann. Sie spüren wie gut es tut.

Karin: Gerade unseren Frühchen fehlen ja die letzten Momente, um den Druck in der Gebärmutter, das Umfangen-Werden zu erleben. Sie erleben dann unsere Berührungsform von Druck als wohltuend und können etwas nachholen, das ihnen fehlt.

Karin: Könnt ihr ein besonders schönes Erlebnis mit BabyShiatsu erzählen?

Tanja: Was mich so fasziniert hat, war jetzt nicht ein spezieller Fall, sondern dass unsere Physiotherapieschüler so begeistert von BabyShiatsu waren. Ganz besonders, als ich denen das erste Mal erklärt habe, wie es funktioniert und was dahintersteckt. Die haben gesehen wie schnell du das umsetzen kannst und wie toll es wirkt und wie praktikabel es ist. In der Physiotherapieschule lernst du viele Techniken, die kompliziert sind. Die Schülerinnen haben dann voller Begeisterung gesagt, wenn sie Examen gemacht haben, dann lerne ich das auch. Und gerade als Einstieg in die Arbeit mit Kindern aber auch in der Kinderklinik ist es so schön einsetzbar. Die Ruhe und Verbundenheit, diese besonderen Momente, die entstehen, sie werden ruhig – ich werde ruhig, das sind einfach wunderbare Momente.

Susi: Gerade in diesem hektischen Klinikalltag ist dieses zur Ruhe kommen sogar gemeinsam mit den Kindern ein besonderes Geschenk.

Karin: Habt Ihr eine Lieblingstechnik?

Tanja : Die Bauchlage, die Griffe für die Rückseite können sich Eltern ganz schnell merken und du hast so viel Effekt damit.

Susi: Wir sind gerade dabei einen Flyer für Eltern zusammenzustellen, um die Wichtigkeit der Bauchlage zu zeigen, aber auch welche unterstützenden Techniken sie nutzen können.

Tanja: Wenn ich bei den Wöchnerinnen arbeite, erwähne ich immer BabyShiatsu und zeige die Technik „Wackel wie ein Fisch“ und ein paar besondere Zauberpunkte aus dem BabyShiatsu. Uns ist es wichtig BabyShiatsu noch viel mehr ins Bewusstsein zu bringen, dass es eben noch mehr als die normale Babymassage gibt.

Tanja: Mir hat besonders das energetische Entwicklungsmodell gefallen, dass egal wie alt jemand ist, du kannst immer auf diese Grundlage zurückgreifen. Das ist auch eine gute Basis für unsere Jugendlichen, die zum Teil psychologisch auffällig sind oder körperliche Symptome ohne diagnostische Ursachen haben. Hier kann das Konzept der drei Meridianfamilien weiterhelfen. Durfte eine der Meridianfamilien sich nicht entfalten, dann kannst du ganz gezielt ansetzen und hast andere Möglichkeiten zur Verfügung.

Karin: Ich danke euch, dass wir an eurem Klinikalltag mit BabyShiatsu teilhaben durften. Und ein noch viel größeres herzliches Dankeschön, dass ihr euch so für BabyShiatsu einsetzt und es auch umsetzt.