Karin: Liebe Jana, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Ich freue mich immer sehr, wenn Kolleginnen aus ihrem Arbeitsfeld berichten und damit andere inspirieren.
Doch zunächst möchte ich dich vorstellen. Du bist Familien- Kinderkrankenschwester und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Du arbeitest schon dein ganzes Berufsleben mit Familien und Kindern. Seit einigen Jahren wendest du in deinen vielfältigen Arbeitsbereichen auch BabyShiatsu an. Nun hast du im Rahmen deiner Ausbildung in der systemischen Beratung deine Abschlussarbeit BabyShiatsu in der systemischen Familienberatung geschrieben. Wie bist auf dieses Thema gekommen?
Jana: Ich wollte in meiner Abschlussarbeit gerne über etwas schreiben, das ich auch wirklich in meinem Arbeitsalltag nutze und herausfinden, ob die scheinbar total unterschiedlichen Themen Systemische Beratung und BabyShiatsu in der Arbeit mit Familien sich vereinbaren lassen.
Karin: Darin schreibst du in der Einleitung: „Seit dem ist BabyShiatsu eine lieb gewonnene, vertraute und oft angewendete Methode und Technik in meinen unterschiedlichen Arbeitsbereichen geworden. Diese Arbeitsbereiche umfassen: a) den klinischen Bereich auf einer Früh - und Neugeborenen Intensivstation, b) die ambulante Jugendhilfe im Bereich der ´Frühen Hilfen´, c) Elternberatung im Auftrag eines Familienzentrums, d) Elternberatung in der eigenen Praxis.“
Kannst du hierzu etwas sagen, wie sich BabyShiatsu da einsetzen lässt?
Jana: Das Konzept BabyShiatsu mit seinen sechs Bausteinen ist wunderbar flexibel in vielen Arbeitsbereichen mit Familien einsetzbar. Nicht immer lassen sich alle sechs Bausteine in jedem Kontext anwenden, aber jeder Baustein für sich ist schon wertvoll. Ich könnte jetzt ganze Romane schreiben über die vielen kleinen Gelegenheiten, in denen ich die Inhalte vom BabyShiatsu in kleinen Häppchen zur Anwendung bringe.
Hier aber nun ein paar kleine Beispiele: Im klinischen Kontext auf einer Früh - und Neugeborenen Intensivstation zeige ich den Eltern weniger die Techniken des BabyShiatsu, sondern lege mehr Wert auf ein bewegungsunterstützendes und damit babyfreundliches Handling. Die Väter, die oft beim Stillen nur betreten neben ihren Frauen stehen, sensibilisiere ich für die Fürsorge der Frau und gebe ihnen Tipps, wie sie aktiv etwas Gutes für ihre Frau tun können, was sich dann positiv auf das Stillen auswirken kann. Zauberpunkte wie Perikard 8, Niere 1 oder Magen 25 vermittle ich den Eltern im passenden Kontext und die gezielte Anwendung der BabyShiatsu Techniken übernehme ich und baue diese in meine Pflegerunden mit ein. Ich liebe es gerade im Nachtdienst die Ruhe mit den Früh- und Neugeborenen zu nutzen und eine Behandlung der vorderen Familie zu machen.
In den Frühen Hilfen nutze ich besonders die bindungsstärkenden Elemente aus dem BabyShiatsu, aber auch alle anderen Bausteine kommen zum Einsatz. In meinen Elternberatungen, die ich im Auftrag eines Familienzentrums mache, kommen schwerpunktmäßig die Bausteine Tipps und Tricks und das Thema Selbstfürsorge zum Einsatz.
In meiner eigenen Praxis nutze ich in meinen Beratungen und Psychotherapien ebenfalls alle Bausteine. Ich wende die BabyShiatsu Techniken sogar bei älteren Kindern an und leite die Eltern an, diese bei ihren Kindern zu machen. Der bindungsfördernde Aspekt ist auch bei älteren Kindern nicht zu unterschätzen. Leider erlebe ich in meinem Arbeitsalltag viele belastete Eltern-Kind-Beziehungen und bin der Meinung, dass der positive Kontakt über das BabyShiatsu einen wertvollen Beitrag leisten kann, um Harmonie in einen Familienalltag zu bringen.